Zerstört, verdrängt, erinnert – Die vergessene Judenverfolgung

Dauerausstellung erinnert an Geschichte des MWK-Geländes


Am Standort des heutigen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (MWK) blühte einst das jüdische Leben Hannovers. Besonders die prächtige Neue Synagoge prägte die Calenberger Neustadt: Sie wurde nach den Plänen des Architekten Edwin Oppler erbaut und 1870 eingeweiht. Sie galt als ein beeindruckendes Symbol für die deutsch-jüdische Symbiose im deutschen Kaiserreich. In unmittelbarer Nähe befand sich die Alte Synagoge und deren Gemeindehaus.



Wissenschafts- und Kulturminister Falko Mohrs und Innenministerin Daniela Behrens eröffneten die Installation im MWK mit einem Festakt.


Nur wenige Mitglieder der jüdischen Gemeinde überlebten den Holocaust und fast alle ihre sozialen wie religiösen Orte wurden zerstört. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 setzten die Nationalsozialisten die Neue Synagoge in Brand; tags darauf wurden die Überreste gesprengt. Die Alte Synagoge missbrauchten die Nationalsozialisten später als sogenanntes „Judenhaus“. Ab September 1941 wurden über 140 jüdische Hannoveranerinnen und Hannoveraner in dem Betsaal zusammengepfercht. Die Bedingungen waren katastrophal, es gab kaum Sanitäranlagen und Kochmöglichkeiten.

Am 15. Dezember 1941 wurde der Großteil der Bewohnerinnen und Bewohner in das Ghetto Riga deportiert, später folgten Transporte in Ghettos wie Warschau und Theresienstadt. Wer die ersten Deportationen überlebte, wurde weiter in Konzentrationslager verschleppt und ermordet. Von den 147 eingepferchten Menschen überlebten nur sieben; bis auf drei wurden alle deportiert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete die Preussag 1953 ein Verwaltungsgebäude und Parkgaragen auf dem Gelände. Der Konzern hatte zuvor von Kriegswirtschaft und Zwangsarbeit profitiert. Sowohl der Architekt als auch Preussag-Chef Friedrich Krämer sind Mitglieder der NSDAP gewesen.

Seit 1989 dient das Gebäude als Sitz des MWK. Und an Stelle der Gotteshäuser teilen sich das MWK und das Ministerium für Inneres und Sport (MI) den Innenhof.

Nun erinnert eine Dauerausstellung im Eingangsbereich des Ministeriums an diese Geschichte. Sie zeigt historische Fotografien und erzählt von den Schicksalen der verfolgten Menschen. Wissenschafts- und Kulturminister Falko Mohrs und Innenministerin Daniela Behrens eröffneten die Installation am heutigen Mittwoch.

Falko Mohrs sagte im Rahmen der Gedenkstunde: „Die Geschichte unseres Gebäudes ist untrennbar mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte verknüpft. Doch diese Spuren sind heute kaum sichtbar. Die Dauerausstellung schafft einen Ort der Erinnerung und Information. Wir wollen das Andenken an die Schicksale der verfolgten Menschen lebendig halten.“

Daniela Behrens betont: „Jüdisches Leben ist und war immer ein Teil deutscher Identität. Die aufbereitete Geschichte des MWK-Geländes erinnert nicht nur an die Schrecken der nationalsozialistischen Judenverfolgung, sondern auch an unsere Verantwortung als Deutsche. Gerade in Zeiten von wiedererstarkendem Nationalismus und zunehmender antisemitischer Gewalt setzen wir ein Zeichen: Niedersachsen hält das Andenken wach und schützt seine jüdischen Bürgerinnen und Bürger.“

Ein Blick in die Ausstellung im MWK am Leibnizufer 9.

Das MWK ist montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr geöffnet.


Ute Micha, PreDiNo/Sigrid Lappe, HaWo/Alle Bildrechte MWK