Kult-Ausstellung Duckomenta in Bremer Kunststätten

Vom 14. Dezember 2024 bis 27. April 2025 wird Bremen Entenhausen 

Im Haupthaus, im Haus Riensberg und im Eichenhof sind circa 250 Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen und Münzen zu sehen.


Wo bislang der originale Kopf des Bremer Roland die Gäste des Focke-Museums begrüßte, steht nun ein riesiges Entenhaupt auf dem Podest. Das Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte zeigt bis zum 27. April 2025 die Gastausstellung „Duckomenta - MomEnte der Kulturgeschichte“.

Die „Duckomenta“ versammelt Spitzenwerke der Kunstgeschichte, die allerdings alle von comicartigen Enten bevölkert sind. Jan Vermeers Mädchen mit dem Perlenohrring, die Nofretete, ein Selbstbildnis von Paula Modersohn-Becker mit Halskette, das Schokoladenmädchen aus Dresden, Rembrandts Mann mit dem Goldhelm – dicht an dicht hängen die Gemälde im Haupthaus des Focke-Museums und entführen die Betrachter in eine andere Welt, in der Hochkultur und Comic-Freuden sich auf das Schönste vereinen: In Monets Seerosenteich schwimmt ein Erpel, Caspar David Friedrichs „Wanderer im Nebelmeer“ steht auf  krummen Entenbeinen.     

Mehr als zwei Millionen Menschen haben die „Duckomenta“ seit 1986 schon gesehen. Dr. Eckhart Bauer, Professor für Kunstsoziologie an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig, hielt in den 1980er-Jahren ein Seminar über den Einfluss der Popkultur auf die Hochkultur ab. Dieser Weg führt unweigerlich nach Entenhausen, wo die berühmtesten Enten aller Zeiten leben, die Ducks und ihre gefiederten Gefährtinnen und Gefährten. Also machten sich Eckhart Bauer und seine Studierenden daran, den Einfluss der Enten auf die Kultur- und Kunstgeschichte aufzudecken.


Endlich kommt die Wahrheit ans Licht: Dass Enten schon vor 150 Millionen Jahren auf der Erde lebten, verdeutlicht der Fund eines versteinerten Duckaeopterix. Die Nofretete enttarnten sie als Duckfretete, die Venus von Willendorf als Venus von Villenduck und Worpswedes wichtigste Künstlerin als Paula Dottersohn-Duckler. Auf griechischer Keramik finden sich die Schnabeltiere, ebenso auf römischen Münzen und unzähligen Gemälden und Grafiken aus vielen Jahrhunderten. Prof. Volker Schönwart, einer der damaligen Studierenden, fasst es heute so zusammen: „Der beliebteste Vogel der Deutschen ist das halbe Hähnchen. interDuck ist gekommen, um das zu ändern.“


Seit den 1980er-Jahren hat die Künstlervereinigung „interDuck“ einen großen Fundus an Kunstwerken erstellt, der durch seine handwerkliche Qualität besticht. Das Focke-Museum wählte daraus mehr als 250 Skulpturen, Münzen, fein gerahmte Gemälde und Porzellan aus, viele mit Bezug zu Bremen und zu den Sammlungen des Hauses. Unter der Leitung von Dr. Bora Aksen entstand so eine individuelle Ausstellung, die den Besuchenden ein immersives Erleben ermöglicht. Mit einem Augenzwinkern sagt Museumsdirektorin Prof. Dr. Anna Greve: „Als Kunsthistorikerin ist es mir eine besondere Freude, einmal diese ganzen Spitzenwerke in Petersburger Hängung bei uns zu Gast zu haben.“


In den Kabinetten des Haupthauses sind neben Meisterwerken der niederländischen Malerei und des französischen Impressionismus auch ikonische Stücke der Pop-Art zu sehen. Zwischen den Kurfürsten von der Rathaus-Fassade hängen christliche Werke, natürlich von Enten bevölkert. Es folgen frühe Fotografien und Druckgrafiken des 20. Jahrhunderts, darunter Bildnisse von Che Guevara und Marilyn Monroe mit Entenschnauze. Hier ist der Schnabel der Nabel der Welt!

 

Im Haus Riensberg, wo die bürgerliche Wohnkultur mehrerer Jahrhunderte präsentiert wird, hängen nun auch Porträts aus Barock und Rokoko, wie das Entlein mit dem Perlenohrring und das Entlein von Jever, und korrespondieren mit den Bildnissen Bremer Familien. Mit Entenköpfen und -füßen bemaltes Porzellan findet in einer Vitrine mit biedermeierlichen Tassen und Tellern einen angemessenen Platz.

 

Und im Eichenhof, wo die Landesarchäologie ihre Ausstellung hat, befinden sich nun ein etwa 8000 Jahre alter Entenschädel, das Skelett der ersten aufrecht gehenden Ente und der berühmte Dötzi aus dem Eis. Ein Wikinger-Kampfschild, der von einer Ente verziert ist, und jungsteinzeitliche Kultgefäße, die auf Entenfüßen stehen, sind dort ebenfalls zu entdecken. Ente gut, alles gut.

 

Die deutsche Synchron-Stimme von Donald Duck, Peter Krause, kommt für ein „Enten-Spektakel“ für Erwachsene und Kinder am 23. März 2025 um 16 Uhr ins Focke-Museum.

Zum Rahmenprogramm der Ausstellung gehören neben Führungen und Kreativkursen auch Vorträge. So wird der Bremer „Lachforscher“ Prof. em. Dr. Rainer Stollmann am 13. Februar 2025 um 19 Uhr über „What the Duck! Entenhausen ist überall“ sprechen. Prof. Volker Schönwart, Gründungsmitglied von interDuck, berichtet am 1. April 2025, 19 Uhr, an den Beginn des Universums der Enten. Die vollständigen Termine stehen auf der Homepage des Focke-Museums. 

 

Duckomenta - MomEnte der Kulturgeschichte, 14. Dezember 2024, bis 27. April 2025, im Haupthaus des Focke-Museums, im Eichenhof und in Haus Riensberg.


Ute Micha, PreDiNo/Sigrid Lappe, HaWo